Der Halbleitermangel wirkt sich immer stärker auf die Automobilindustrie aus. Peugeot etwa verzichtet beim Bau seines Kompaktwagens 308 auf digitale Anzeigentafeln und setzt stattdessen auf analoge Zeiger-Tachometer. Bei Mercedes kam es in Sindelfingen, Rastatt und in Ungarn kurzfristig zu Produktionsausfällen.
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rognosen der Beratungsfirma „Alix Partners“ besagen, dass 2021 aufgrund des Chipmangels weltweit gut 3,9 Millionen Fahrzeuge weniger gebaut werden. Der Wert der nicht produzierten Pkw und Lkw liege bei etwa 110 Milliarden US-Dollar (91 Milliarden Euro). Die Unternehmensberatung korrigierte damit ihre eigene Prognose von Ende Januar dieses Jahres. Damals war „Alix Partners“ lediglich von einem halb so großen Minus ausgegangen. Auch die Verkaufszahlen der Hersteller werden dementsprechend zurückgehen, so das Fazit der aktuellen Prognose. Zum Ausgleich würden jedoch Lagerbestände reduziert und damit der Effekt gemindert.
Kampf in der Automobilbranche: Fast vier Millionen Autos weniger
Seit Monaten kämpft die Automobilbranche mit Lieferschwierigkeiten. Da die Nachfrage nach Chips größer ist als das Angebot, haben die großen Chipauftragsfertiger während der Corona-Krise begonnen, ihre Halbleiter zuerst an Produzenten von Verbraucherelektronik auszuliefern. Darüber hinaus sorgten Brände bei Chipfirmen in Japan und den USA für Ausfälle in der Produktion. Mit einer raschen Besserung der Lage ist nicht zu rechnen, da der Aufbau neuer Kapazitäten nicht nur viele Milliarden kostet, sondern äußerst langwierig ist.
Ursachen der Chip-Krise
Die Gründe für die Knappheit sind vielfältig. So werden Halbleiter in immer mehr Branchen in immer größerer Zahl benötigt – von der Unterhaltungselektronik bis zur Medizintechnik. Nicht nur Autos der Oberklasse erhalten Infotainment- und Assistenzsysteme, sondern auch andere Fahrzeugtypen. Dies trifft genauso auf selbstfahrende Autos zu, die besonders leistungsfähige Prozessoren und Chips benötigen. Nicht zuletzt die Drosselung der Halbleiterproduktion während der Corona-Pandemie führte zu den aktuellen Engpässen.
Zwar gehen die meisten Autobauer wie VW und Daimler davon aus, dass die Versorgung mit Halbleitern sich in der zweiten Jahreshälfte bessere, doch ein Ende der Krise ist nach Einschätzung von Experten noch lange nicht in Sicht. Langfristig ließe sich Abhilfe schaffen, indem die Autobauer größere Pufferlage für Teile einrichten und Bauteile stärker standardisieren.
Marco Schmitz
Beschäftigt sich mit vielen Themen des Internets. Er schreibt bereits seit einigen Jahren Artikel mit dem Themenschwerpunkt: Aktuelles Zeitgeschehen und Technik. Schreibt seit dem 17.08.2012 für diese WissenOnline.
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